Finanzmärkte aktuell

Weltweit prägte letztes Jahr eine straffere Geldpolitik, besonders in den USA und Europa, eine neue Phase des Wirtschaftszyklus. Die Zentralbanken spielten angesichts der Herausforderung, die Inflation zu kontrollieren, ohne das Wachstum zu stark zu beeinträchtigen, eine entscheidende Rolle bei der Marktgestaltung. Die Zinsschritte der US-Notenbank Fed und die wiederholten Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) unterstrichen diese Bemühungen. Im zweiten Halbjahr befanden sich die Finanzmärkte im Spannungsfeld zwischen einer durch höhere Zinsen ausgelösten konjunkturellen Abschwächung und einer rückläufigen Inflationsrate.

 

Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) sah sich anfangs 2023 mit einer Inflationsrate über dem Zielwert von 2% konfrontiert und reagierte mit insgesamt fünf Zinserhöhungen. Im November 2023 lag die Teuerung bei 1.4% und damit im Zielbereich der SNB, ein bemerkenswerter Erfolg im Vergleich zu anderen entwickelten Volkswirtschaften. Der erstarkende Schweizer Franken trug im Jahresverlauf besonders dazu bei, die importierte Inflation durch gestiegene Rohstoffpreise zu mildern.

 

Aktienanleger realisierten 2023 trotz anhaltender politischer Unsicherheiten erfreuliche Gewinne. Allen voran strahlten die US-Technologiewerte, angeführt vom Nasdaq Composite, der mit einem beeindruckenden Jahresplus von 33% glänzte. Auch japanische Aktien verzeichneten einen kräftigen Anstieg um 29%, während der S&P500 um bemerkenswerte 26% zulegte. Besonders ins Rampenlicht rückte das beeindruckende Kursfeuerwerk der „glorreichen Sieben“, den grössten Unternehmen im S&P 500.

 

Hingegen dürften sich Anleger, die verstärkt auf Schweizer Aktien setzten, etwas verhaltenere Freude eingestehen. Der Swiss-Market-Index (SMI) verzeichnete in diesem Zeitraum lediglich ein vergleichsweises bescheidenes Plus von 4.2%. Das Zurückbleiben des Schweizer Aktienmarkts im Vergleich zu globalen Indizes ist dabei massgeblich auf die herausragende Performance der Sektoren Informationstechnologie, Communication Services und zyklische Konsumgüter zurückzuführen. Diese Sektoren sind in der Schweiz deutlich schwächer vertreten als auf dem globalen und insbesondere dem US-amerikanischen Aktienmarkt.

 

Was bringt das neue Jahr mit sich?

 

Für das aktuelle Jahr erwarten wir eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Der private Konsum dürfte eine Schlüsselrolle als bedeutender Wachstumstreiber einnehmen, gestützt durch eine fortwährend positive Entwicklung in Beschäftigung und Einkommen.

 

Die fortlaufende Abschwächung der Teuerungsrate lässt darauf schliessen, dass die derzeitigen Zinsen ausreichend hoch sind. Daher können sich mittelfristige Leitzinssenkungen abzeichnen.

 

Die SNB richtet ihren Leitzins-Entscheid stets nach der Inflationsprognose aus. Aktuell zeigt sich die SNB optimistisch, da der Druck im Vergleich zum Herbst 2023 deutlich nachgelassen hat. Aktuell verharrt der Leitzins bei 1.75% und könnte ab Mitte des Jahres schrittweise auf 1.25% sinken.

 

Die US-Notenbank denkt ebenfalls über einen guten Zeitpunkt der Leitzinssenkungen im Verlauf dieses Jahres nach. In den USA spielt die Entwicklung des Arbeitsmarktes eine wichtige Rolle in der Anpassung der Leitzinsen. Die aktuellen US-Daten signalisieren allerdings keine Entspannung. Steigende Beschäftigungszahlen und ein Lohnwachstum von 4.1% lassen die US-Notenbank nicht dazu neigen, die Zinsen rasch zu senken.

 

Wir erwarten eine Leitzinssenkung frühstens ab Mitte 2024, da die Zentralbanken momentan sehr vorsichtig unterwegs sind.

 

24.01.2024

 

Timai Demir

 

Quellen: Finanzen.ch; Zinsprognose UBS Schweiz; Zinserwartungen VZ Vermögenszentrum; nzz.ch; eigene Recherchen

 

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